Galerie Hübner & Hübner

Ulrich Diekmann – Zeitgeist? | Xue Liu – KI - Künstlerische Intelligenz

Die Arbeiten der Doppelausstellung zeigen neue, gegenläufige Tendenzen in den Malereien von Xue Liu und Ulrich Diekmann. Beide Künstler finden in ihnen neue Ausdrucksformen für die Umsetzung ihrer persönlichen Gedanken, Emotionen und inneren Bilder. Der eine hält diese nun in ungezügelten, fast rabiaten, vom Chaos ausgehenden Prozessen fest. Der andere will bedachter malen und wählt dazu innere und äußere Bilder, die er zusammensetzt zu Szenerien, Visionen und Geschichten.

Ulrich Diekmann findet die Formen seine Malerei nun spontaner. Er hat die stark konzeptuelle, in der Ausführung fast mechanische Handwerksarbeit der vielfach geschliffenen Acrylbilder, aber auch die genau geplanten Intarsien seiner Papierarbeiten hinter sich gelassen und entdeckt nun Farbenspiel und Gestus neu. Kam mit dem wiederholten Aufbringen und Wegschleifen der Acrylschichten und in dem Ausschneiden der Papierintarsien eher der Handwerker zum Zug, ist nun der Künstler vom ersten bis zum letzten Pinselstrich in die Bildfindung involviert. Viele kleine intuitive, aber mühsame Entscheidungen bilden einen Prozess, an dessen Ende ein gestisches Bild steht, das Zeugnis von den Wahrnehmungen, den jahrzehntelangen künstlerischen Erfahrungen und Emotionen des Künstlers ablegt. Ein Seismograph für den Zeitgeist? Eher weniger. Es ist der Geist der Gegenwart, der – ohne die Zeit kommentieren zu wollen – eine künstlerische, von Intuition und Zufall bestimmt Form annimmt, die Ausdruck des künstlerischen Wollens und Fühlens des Künstlers ist, ohne dass dieser sich dagegen wehren kann und will. Wir begleiten den Künstler auf der authentischen Suche nach dem perfekten Bild, das sich aus den Schüttungen, gestikulierenden Formen und Strichballungen entwickelt.

Wir kennen Xue Liu als Maler einer lockeren, flüssigen Pinselführung, der seine Motive treffsicher mit reduziertem zeichnerischen Aufwand und selten vollends ausformuliert auf die Leinwand setzt. Die zurückliegende, entschleunigte Pandemie-Zeit hat Xue Liu zur Revision seines malerischen Standpunkts genutzt und seine Arbeitsweise angepasst. Er malt nun langsamer und bringt Korrekturen an. Ohne direkte Beeinflussung durch die Außenwelt, finden sich in den Bildern imaginierte Vorstellungen und real Erlebtes, die sich zu surrealen Kombinationen verbinden. Aber auch das Durchstoßen von Raumebenen ist Thema, wenn Finger als Entfremdungseffekt durch einen vermeintlichen Himmel stoßen und einen weiteren Raum dahinter vermuten lassen. Eine neue Beschäftigung mit dem Essen ist ein Phänomen, das bei viele Menschen zu beobachten ist, und sich scheinbar absichtslos in die Motivwelt einschleicht. Es ist keine Künstliche Intelligenz, die hier beispielsweise Krakenarme mit Herzchen bildenden Garnelenschalen kombiniert, sondern ein auf sich selbst besinnender Künstler, der verwundert und erstaunt die surrealen und gleichzeitig stimmigen Bildwelten präsentiert, die aus ihm hervorkommen.

 

Ausstellung
Xue Liu, Ulrich Diekmann
KI - künstlerische Intelligenz | Zeitgeist?
Sep 08 – Okt 06


Kontakt
Ernst Hübner
Grüneburgweg 71
60323 Frankfurt am Main

https://www.galerie-huebner.de/de/
info@galerie-huebner.de

 
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